Dienstag, August 23, 2005

Unser erster Nordic Walking Marathon

Einen Nordic Walking Marathon finishen...

... und die Strecke von 42km bewältigen. Das war im Mai 2005 unser erklärtes Ziel.

Und für mich persönlich herausfordernd, da ich in den letzten Jahren in Sachen Sport nicht sehr aktiv war. Nach einem intensiven Aufbautraining von 3 Monaten sind wir diesen nun am vergangenen Wochenende gelaufen. Hier ein ausführlicher Bericht.

Der 3. Bayerwald Nordic Walking Marathon, Neureichenau

Sehr empfehlenswerte Veranstaltung. Es herrschte eine herzliche und entspannte Stimmung. Die Strecke war ein tolles Erlebnis und die Organisation einfach perfekt. Gefallen hat uns auch die Philosophie. Nicht Bestzeiten standen im Vordergrund, sondern das Lauferlebnis inmitten der herrlichen Natur des Bayerischen Waldes.


Start-Ziel am Morgen - noch ist hier nichts los...

Am Abend vor dem Marathon gab es die Möglichkeit für ein erstes Zusammentreffen in der Tennishalle Altreichenau, direkt am Startpunkt. Der sympatische Veranstalter Ernstl Süss eröffnete zusammen mit Bürgermeister Walter Bermann die Veranstaltung. Eine Nordic Walking Messe und ein Fachvortrag vervollständigten das Angebot. Die Pastaparty sorgte für ausreichend Kohlehydrate für den nächsten Tag.


Die Veranstaltungshalle von aussen.

Am nächsten Morgen war für den Lauf alles bereit. Vor dem Start gab es ein gemeinsames Aufwärmprogramm. Während des Laufs kontrollierten Sanitäter des BRK immer wieder auf einem Motorquad die Strecke, um die medizinische Versorgung in Notfällen schnell sicher zu stellen. An den Verpflegungsstellen standen Wasser, isotonische Drinks, Bananen, Obst und sogar Powerbar Gel für die Läufer bereit.

Am Abend fand dann in der Tennishalle die Urkundenverleihung statt. Dabei wurden zusätzlich Preise für die grössten Gruppen und weitesten Anreisen verliehen. Eine Verlosung von Sachpreisen rundete den offiziellen Teil ab. Ein gemütliches Beisammensein und anschliessende Party beendeten einen spannenden Tag.


Die Veranstaltungshalle von innen.

Die Strecke.

Nordic Walking vom Feinsten. Und anspruchsvoll. Mit vier teilweise deftigen Anstiegen und wechselndem Untergrund. Von Asphalt über Feld- und Waldwege, steinigen Teilstücken bis hin zu einem steilen Anstieg voller Baumwurzeln.

Dabei führte die Strecke überwiegend durch landschaftlich herrliche Wälder. Vorbei an Bächen, einem kleinen Teich, Waldhütten und schönen Lichtungen.

Die 42 km bestanden aus vier Runden á 10.5 km. Dazu wurde der Nordic Walking Trail 2 in Altreichenau um ein 3.2 km langes Bergstück erweitert. An der Schnittstelle war auch die Versorgungsstation aufgebaut. Clever. Somit konnte diese zweimal genutzt werden - ca. bei km 5 und beim Rückweg von der Zusatzschleife bei ca. km 8. Die nächste Versorgungsstelle war dann am Start-Ziel zwischen Tennishalle und Loipenstüberl in Altreichenau.

Es hat mir einfach sehr viel Spass gemacht, diese Strecke zu Laufen. Insbesondere weil sie durch die stetige Abwechslung recht kurzweilig und ein landschaftlicher Genuss war.



Der Lauf.

Es stimmt, was man von Marathon Läufern hört - man bewältigt die Strecke nicht körperlich, sondern im Kopf. Aber von Anfang an...

Die ersten Runde (0-10.5km) war einfach nur spannend. Pünktlich um 11:00 Uhr war der Start. Von Aufregung und Neugier auf die Strecke getrieben, liefen wir beschwingt los. Anfangs war es etwas zäh, bis sich das Feld anhand der Laufgeschwindigkeit sortiert hatte. Aber nach ein paar Kilometer konnten wir langsamere Läufer überholen und hatten nun Platz zum Walken.

Die zweite Runde (10.5-21km) erlebten wir wie einen Trainingslauf. Und es hat riesig Spass gemacht. Einfach toll, über die schöne Strecke durch den Wald zu walken. Jetzt war es auch Zeit für unser erstes "Squeezy" - ein Läufergel zur Kohlehydratversorgung. Wir nahmen ab dann etwa alle halbe Stunde eines. Ein guter Entschluss, denn zum Ende der zweiten Runde spürten wir schon das erste Mal unsere Beine. Immerhin waren wir bereits einen Halbmarathon gelaufen.

Die dritte Runde (21-31.5km) war für mich entscheidend. Ich hatte mir vorher überlegt: "Wenn ich diese schaffe, sind bereits 3/4 der Strecke bewältigt. Dann schaffe ich das letzte Stück auch noch." Die Beine spürten wir nun kontinuierlich, aber es wurde nicht schlimmer. Und irgendwann sah ich Start-Ziel. Jetzt wusste ich - wir packen es.

Beim Durchlauf der Ziellinie rief uns der Ernstl Süss noch kurz ein paar aufmunternde Worte zu. Das tat echt gut. Jetzt nochmal trinken - ein paar Bananenstücke und auf zum Finale.

In der letzten Runde (31.5-42km) dachte ich mir: "Wir kommen jetzt nur noch einmal an jedem Wegpunkt vorbei. Alles was wir jetzt passieren, passieren wir zum letzten Mal. Jetzt schaffen wir es." Diese innere Sicherheit war auch nötig. Denn pünktlich bei etwa km 33 ging es los: jetzt begannen die Beine richtig zu schmerzen. Insbesondere bergab wurde es nun zäh.

Auf diese Situation hatte ich mich dank des Gesprächs eines befreundeten Triathleten eingestellt. Ich wusste, es würde schmerzen. Mir war aber auch bewusst, dass ich die Strecke auf Grund der Vorbereitung bewältigen kann. So dankte ich meinen Beinen für die Rückmeldung und machte ihnen klar: "Wir laufen trotzdem weiter."

Jetzt profitierten wir davon, dass wir die Strecke schon kannten. Die Konzentration lag auf jedem einzelnen Teilstück. Und wir freuten uns auf den Versorgungsstand. Nach langen 5 km hatten wir ihn endlich erreicht. Die Hälfte der letzten Runde war geschafft. Von den freundlichen Damen erfuhren wir, dass wir die Letzten im Feld waren. Viele hatten nach der dritten Runde bei km 31.5 aufgehört. Und auch das ist eine tolle Leistung.

Nochmal den steilen Anstieg und bergab zurück zum Versorgungsstand. Man hatte tatsächlich auf uns gewartet. Wirklich toll diese Unterstützung. Jetzt noch die letzten 3 km. Und die begannen sich zu ziehen. Im Kopf war ich mir sicher - aber der Körper wollte nicht mehr. Jetzt hatte ich auch keine Lust mehr mit Sandy zu reden. Ab und an gelang uns wenigstens noch ein ironischer Spruch.

Auf einmal waren wir aus dem Wald heraus. Jetzt lag höchstens noch 1km vor uns. Ein endlos langer Kilometer. Und endlich sah ich Start-Ziel zwischen den Bäumen. Wow. Die letzten Meter haben wir total genossen. Und obwohl man schon damit begonnen hatte, den Zieleinlauf abzubauen, war es ein tolles Gefühl. Wir nahmen uns an der Hand liefen gemeisam unter dem Zielbogen durch. Yesss! Wir sind NW-Marathonies.

Jetzt gab es nur noch einen Gedanken. Ab in die Halle und das Bier bestellen, auf das ich mich nun 42km lang gefreut hatte :-)


Nach 42km - erschöpft aber zufrieden.

Die Zeiten.

Zum Schluss unseres Aufbautraining sind wir auf flacher Strecke eine Geschwindigkeit zwischen 7 und 7.5 km/h gelaufen. Das hätte theoretisch eine Zeit unter 6h ermöglicht. Aber die Praxis sieht bei dieser anspruchvollen Strecke anders aus. Da war meine Fitness einfach noch nicht ausreichend.

So haben wir die ersten drei Runden ziemlich konstant 1:40h pro Runde benötigt. Dies entspricht einer Durschnittsgeschwindigkeit von 6.3 km/h. Die Anstiege, Verpflegungststellen und unsere "Biobreaks" forderten ihren Tribut.

In der lezten Runde ging mir dann die Power aus. So haben wir für diese ca. 2h benötigt und sind nach insgesamt 07:01:05 am Ziel angekommen. Aber easy - unser Ziel war ja auch finishen.

Der beste Läufer lief übrigens knapp über 4h. Eine unglaubliche Leistung für diese anspruchsvolle Strecke. Der beste Läufer der auschliesslich gewalkt ist, lag bei knapp unter 5h. Wahnsinn.

Das Fazit.

Es hat rüüdig Spass gemacht. Sowohl die Vorbereitungszeit, als auch der Marathon selbst. Sandy und ich haben gemeinsam eine sportliche Herausforderung gemeistert - ein schönes Teamerlebnis. Und alleine hätte ich es nie geschafft.

Jeder, der sich mit dem Gedanken an einen NW-Marathon trägt können wir nur ermutigen. Machen! Es ist toll. Und es ist zu schaffen. Keep on walking...



Weitere Infos.

...

3 Comments:

At 23 August, 2005 11:36, Blogger Christa said...

Ich sage nur "Gratulation" :-) super habt ihr es gemacht!

 
At 10 Mai, 2006 12:56, Anonymous Anonym said...

Reife Leistung. Da ich vor kurzem beschlossen habe, ebenfalls einen Marathon zu laufen, finde ich deine Seiten recht nützlich.

 
At 06 September, 2009 21:32, Blogger mosste said...

Boah! Respekt! Ich habe vor 4 Wochen mit Nordic Walking angefangen und finde es total klasse.
Einen Marathon zu laufen, kann ich mir allerdings überhaupt nicht vorstellen. Super Leistung!
Weiter so!

 

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